Innovation in der Krise: Das Coronavirus und der Mittelstand

Die Chancen für Forschung und Entwicklung sehen schlechter aus als sie sind – Ob Unternehmen das erkennen, kann über ihre Zukunft entscheiden.

Schwierige Zeiten für Innovationen: Seit der Coronakrise sind viele Unternehmen verunsichert. Investitionen in Forschung und Entwicklung bleiben meist als erstes auf der Strecke. Gerade die Innovationskraft macht die Unternehmen allerdings konkurrenzfähig und stärkt die Wirtschaft. Neben dem Know-How ist vor allem die Finanzierung wichtig, damit Firmen sich nicht kaputtsparen müssen. Innovationsförderung kann helfen.

Die gefürchtete Corona-Rezession ist angekommen: Die EZB spricht momentan von einem Rückgang der europäischen Wirtschaftsleistung um 8 bis 12%. Deutschland als Exportweltmeister wird das zu schaffen machen. Doch selbst wenn die Rezession schnell vorüber gehen sollte, wird die deutsche Wirtschaft ein Problem haben. Krisen gefährden die Innovationstätigkeit mit langfristigen Folgen. Was Unternehmen heute an Laboren, Maschinen, Expertenwissen etc. sparen, wird auch in Zukunft fehlen – und ausgerechnet dort eine große Lücke reißen, wo die größten Kraftreserven liegen.

Vor allem den kleinen und mittelgroßen Firmen ist das häufig gar nicht klar. “Viele Unternehmen sitzen regelrecht auf Innovationen“, berichtet etwa Maja Jeretin-Kopf, CEO von BAT-Solutions, einer Beraterfirma für Technologieunternehmen aus Rastatt, “Leider wissen sie das oft gar nicht, weil ihnen die Vergleiche fehlen. Was unser Team zum Teil an Potential auftut, ist wirklich erstaunlich.“ Ob und wie Unternehmen diese Reserven nutzen, kann darüber entscheiden, wie sie nach der Krise dastehen.

So legen Daten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nahe, dass innovative Unternehmen Wirtschaftskrisen besser überstehen und trotz Rezession produktiver bleiben können. Wer wenig F&E betreibt, hat im Aufschwung häufig einen schlechteren Start. Ein Dilemma, denn in schlechten Zeiten ist Sparen vernünftig. Langfristige Investitionen haben es da schwer. Gerade das kann zur Falle werden. Es ist wie beim Autorennen: Fährt man in die Kurve, ist es sinnvoll, vom Gas zu gehen. Aber beschleunigt man nicht rechtzeitig wieder, ist das Rennen vielleicht gelaufen.

Woher kommt also das Zögern? Dass die F&E Tätigkeit zurückgeht, liegt in den meisten Fällen an der Finanzierung. „Durch einen negativen wirtschaftlichen Schock können Unternehmen auf weniger Eigenkapital zur Finanzierung von F&E zugreifen“, erläutert Cornelius Kraft vom ZEW, „Sie müssen deshalb vermehrt Kredite bei Banken aufnehmen, was dazu führt, dass ihre Finanzierungskosten steigen und die Investitionen in F&E sinken.“ Große Unternehmen sind hier im Vorteil, denn sie können die Lücke leichter mit Krediten schließen.

Eine Alternative kann die Innovationsförderung sein. Auch ohne Krisenhilfe existiert eine Förderlandschaft für Innovationen, die viele Unternehmen gar nicht nutzen. Denn Innovation leidet nicht nur in der Krise, stellt Jeretin-Kopf fest: „Die Betriebe warten auf Corona-Hilfen, dabei gibt es schon lange Fonds für Innovationsförderung, die Ihnen bei geeigneten Projekten helfen können. Viele kleinere Firmen scheuen natürlich auch den großen Verwaltungsaufwand.“

Damit sind etwa die laufend geforderten Abrechnungen, Berichte usw. gemeint, die kleinere Firmen eher belasten als fördern. Jeretin-Kopf kennt die Problematik, denn ihre Firma beschafft nicht nur Fördermittel, sondern betreut die entsprechenden Innovationsprojekte. Ihr Team kümmert sich unter anderem um den Papierkram und vermittelt geeignete Mitarbeiter. Das kann vor allem für die kleinen und mittelständischen Unternehmen eine wertvolle Hilfe sein. Viele Unternehmen glauben nicht, dass ihre Projekte förderfähig sind oder haben schlicht nicht die Möglichkeit, neben dem Alltagsgeschäft F&E zu betreiben.
 

Der beste Rat für die Krise ist also, sich nicht entmutigen zu lassen. Wer innovativ ist, hat Vorteile. Dabei ist Innovation nichts für Abenteurer. Nur wer kühl rechnet und seine Ressourcen kennt, sollte sich trauen. Impulse von außen tun da oft gut. Es geht sowohl um Geld als auch um Denkanstöße. Denn es ist klar: Es geht in jedem Fall weiter. Die Frage ist nur, wie.

Christian Reifert, freier Journalist für Technik, Wirtschaft und Wissenschaft